SEKUNDENKLEBER ALS KATASTROPHENSCHUTZ?

SEKUNDENKLEBER ALS KATASTROPHENSCHUTZ?

Junge Generationen müssen sich seit jeher vorhalten lassen, sie wären nicht fleißig genug - zumindest nicht so, wie die Generation vor ihnen. Gegen dieses Vorurteil sprechen jetzt die vielen Provokationen der Klimaaktivisten, denn dass sie nicht aktiv wären, kann man ihnen nicht vorwerfen. Dank der Diskussion über die Angemessenheit der Aktionen rückt allerdings der eigentliche Kern aus dem Fokus. Was können wir alle gegen den Klimawandel tun?! Dieses Thema eignet sich leider hervorragend, um die Verantwortung auf Politiker oder auf „die Industrie“ abzuwälzen. Mitnichten wird damit das Problem kleiner. Trotz der Übermächtigkeit können alle ihren Beitrag leisten. Nachhaltigkeit geht dabei über reinen Umweltschutz hinaus, denn Klimaschutz und Umweltschutz meinen nicht immer das Gleiche.

Bereits vor 12 Jahren haben in den USA die großen Studios gemeinsam mit dem Verband der kleineren Produzenten ein „kleines Klimaabkommen“ abgeschlossen. Deutschland kopiert seitdem die größtenteils kostenlosen Services von Eco-Consultants und Tool-Kits in diversen Arbeitskreisen. Dass GreenMotion in Deutschland im Jahr 2022 angekommen ist, ist ein großer Verdienst, aber ein kläglicher Zwischenschritt im internationalen Vergleich. Die CSRD-Richtlinie der EU wird bereits nächstes Jahr massive Auswirkungen auf alle produzierenden Unternehmen haben, die dieses Thema aktuell nur fadenscheinig behandeln. Auch soziale Nachhaltigkeit wird dabei verbindlich. Die Berichtspflicht für Nachhaltigkeit trifft ALLE Unternehmen!

 

Die nervigen Proteste der „letzten Generation“ reihen sich in typische Generationenbewegungen ein, wie wir sie seit Jahrzehnten kennen. Gegen Krieg, gegen Atomkraft, für Minderheitenrechte, etc. – mit einem gemeinsamen Ziel: Sie sollen die Aufmerksamkeit auf brennende Themen und große Probleme lenken, die zu oft beiseite gewischt wurden. Und ja, sie sollen nerven. Genau wie Sternmärsche, das Festketten an Gleisen und andere Proteste des 20. Jahrhunderts entfalten sie eine größere Wirkung, je störender sie Routinen der Zivilgesellschaft stören.

Die Grenze ist dabei, früher wie heute, die der Strafbarkeit. Bei Gefährdung von Leib und Leben, Sachbeschädigung oder der Behinderung hoheitlicher Aufgaben ist eben Schluss. Wird diese Grenze überschritten, drohen den Beteiligten die dafür vorgesehenen, rechtsstaatlichen Folgen. An dieser Stelle nimmt diese Debatte dieses Mal jedoch einen anderen Verlauf. Früher wurde das, teilweise kopfschüttelnd und missbilligend, zur Kenntnis genommen, um anschließend den eigentlichen Sachverhalt zu erörtern. Jetzt stellen wir fest, dass es eigentlich nur noch um die Angemessenheit der Maßnahmen und Gegenmaßnahmen geht – von beiden Seiten.

Eine verpasste Chance. Der Klimawandel ist zweifellos die größte Herausforderung unserer Zeit. Es gibt viele, spannende Aspekte, über die sich konstruktiv streiten ließe, zum Beispiel, wer für die Klimaschäden aufkommen soll. Auch die Chancen aus der Krise kommen aktuell zu kurz. Deutschland hat viele Antworten und eine Wirtschaftskraft, die Paradigmen zu ändern vermag. Scheitern und Fehlschläge bei der Lösungssuche, aber auch beim Protest, sollten möglich sein. Nur durch ein neues Verständnis zur Fehlerkultur überwinden wir die Trägheit der deutschen Verwaltungsbehäbigkeit und erreichen echte Agilität.

Vielleicht stimmt die Weihnachtszeit uns alle ein, um uns diesem Thema wieder gemeinsam widmen zu können.

Dein Ensider:Team

(Autor: Markus Vogelbacher)
(Bild: 22612 / Pixabay)

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