MEHR ODER WENIGER

MEHR ODER WENIGER

Das 25. Forum Filmwirtschaft thematisierte im Rahmen der Medientage am vergangenen Donnerstag Prognosen zu kurz- und mittelfristigen Entwicklungen aus verschiedenen Perspektiven. Die zentrale Frage dabei war, wie sich die Produktionsauslastung entwickeln wird. An ihr hängt der Fachkräftebedarf, sie wird von Konjunktur und Förderpolitik beeinflusst und letztlich erfolgt die Entwicklung von KI-Lösungen auch entlang dieser Marktentwicklung. Die verschiedenen Ursache-Wirkungs-Folgen werden von den Expertinnen und Experten ähnlich bewertet.
Wir fassen die Ergebnisse für euch zusammen und geben auch einen Einblick zum allgemeinen Stimmungsbild.

Durch die Besetzung des Panels unter der gewohnt souveränen Moderation von Prof. Dr. Klaus Schaefer konnte ein breites Spektrum an unterschiedlichen Bereichen der Filmwirtschaft beleuchtet werden. Als beherrschendes Thema der Medientage dominierte die künstliche Intelligenz (KI) viele Diskussionen.
Prof. Dr. Sylvia Rothe von der HFF München erläuterte die bisherigen technischen Möglichkeiten und die noch zu klärenden rechtlichen Aspekte. KI werde in vielen Bereichen zu massiven Umbrüchen führen, zum Beispiel bei Synchron, Komposition und Sound-Design, VFX oder auch in allen Bereichen des Developments.

Joe Neurauter bestätigte den zunehmenden Einsatz bei den internationalen Projekten, die in den Penzing Studios realisiert werden. Aktuell befindet sich dort die Nicole Kidman Serie „9 Perfect Strangers“ in Vorbereitung, um etwas verzögert demnächst mit den Dreharbeiten zu starten. Penzing Studios erwarten eine hohe Auslastung in den nächsten beiden Jahren. Zunächst müssten Produktionen, die aufgrund der US-amerikanischen Streiks pausierten, produziert werden. Das werde auch in Deutschland zu einem höheren Produktionsaufkommen internationaler Projekte führen. Der größte Diskussionspunkt mit internationalen Auftraggebern wäre wohl das Thema Filmförderung, die vor allem zu kompliziert und nicht mehr international wettbewerbsfähig sei.

Dr. Lisa Giehl erläuterte die zu erwartende Förderreform und die damit verbundenen, insgesamt positiven Effekte für die Filmwirtschaft am Beispiel von Leonine Studios. Als diversifiziertes Medienunternehmen wären Resilienz und Stabilität stärker ausgeprägt als bei kleinen Unternehmen. Profiteure von der vorgesehenen Investitionsverpflichtung seien aber letztlich alle Marktteilnehmer. Insbesondere auch für Bayern und München tragen Unternehmen wie Leonine zur Attraktivität des Standorts und damit auch zum Magneten auf dem stark umkämpften, internationalen Fachkräftemarkt positiv bei.

Die SPIO als Spitzenorganisation der Filmwirtschaft wurde durch Christian Sommer vertreten, der auch dem Verband der technischen Betriebe für Film und Fernsehen (VTFF) vorsteht. Die aktuellen Herausforderungen wie Fachkräftemangel, technologische Veränderungen bis hin zur Verbesserung der ökologischen Produktionsbedingungen seien nur gemeinschaftlich zu meistern. Insbesondere der Margendruck bei gleichzeitig hohen Investitionsanforderungen im von Krisen gebeutelten, gesamtwirtschaftlichen Umfeld sei eine riesige Herausforderung. Auch deshalb begrüßte er außerordentlich, dass künftig auch Dienstleistungsunternehmen direkten Zugang zu Förderungen erhalten würden.

Aus Sicht der Kinos war 2023 ein sehr gutes Jahr und man erwarte eher Verschlechterung, erläuterte Christine Berg vom HDF Kino. KI und Fachkräfte beschäftigten die Spielstätten ebenfalls, aber im Vordergrund stehe dort verfügbares Programm. Insbesondere durch die Reduktion deutscher Produktionen und aufgrund des bereits absehbaren Einbruchs amerikanischer Blockbuster, deren Erscheinungen streikbedingt teilweise um ein Jahr verschoben wurden, rechne man mit wirtschaftlichen Herausforderungen im nächsten Jahr.

Weitgehend einheitlich war die Einschätzung aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer zur Entwicklung der Produktionstätigkeiten im nächsten Jahr. So werde bei den Streamingdiensten auch weiterhin mit einer Konsolidierung gerechnet.
Zudem sollen sich der Trend zu Mainstream-Content und die Reduktion exorbitant hoher Produktionsbudgets in Drehtagen und Umsatzvolumen niederschlagen. Gleichzeitig geht man davon aus, dass die Nachfrage nach Produktionskapazitäten für US-amerikanische Projekte nach der Streik-Saison steigen werde - wodurch die Nachfrage nach Crew und Dienstleistungen zunehmen dürfte. Konjunkturbedingt werden hingegen werbe- und abonnentenabhängige Programmanbieter weiterhin eher zurückhaltend am Markt agieren. Der für Deutschland wichtige Auftragsproduktionsmarkt der Öffentlich-Rechtlichen könnte sich auf dem Niveau von 2019 stabilisieren.
Der Mix aus Mediatheken und linearem Programmbedarf dürfte wohl zur Stabilität der Branche beitragen. Wie schnell Abläufe durch KI tatsächlich verändert werden, müsse sich zeigen und werde sicherlich in den einzelnen Gewerken unterschiedliche Relevanz entfalten.

Fazit: Die Jubiläumsausgabe des 25. Forum Filmwirtschaft in Kooperation und im Rahmen der Medientage zu veranstalten, hat sich ausgezahlt. Beiden Formaten ist eine Kooperation sicherlich zuträglicher als ein Wettbewerb. Das Forum wurde dieses Jahr zum ersten Mal ohne Förderungen finanziert. Deshalb gilt es ganz besonders, an dieser Stelle den Unterstützern zu danken - allen voran unseren langfristigen Solution Partnern adag Payroll Services, Black Forest Studios, Cattleya, International Film Partners, Ludwig Kameraverleih, OneGate Media, Optical Art und Penzing Studios sowie unseren Verbandspartnern.

Dein Ensider:Team
(Autor: Markus Vogelbacher, Bild by International Film Partners)

Back to blog